Motorradfrauen des AMC-Idstein feiern im Weserbergland 60 Jahre WIMA

12. September 2018

Unter den Motorradfahrern sind die selbstfahrenden Frauen auch heute noch eine Minderheit. Aber zu Beginn der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts war Motorradfahren für eine Frau absolut unüblich, galt sogar als „unweiblich“. Wie viele Frauen hatten denn überhaupt einen Führerschein egal ob Auto oder Motorrad? Die USA waren da etwas weiter. Dort hatten sich bereits einige Damen zu einem Club zusammengeschlossen um sich zu helfen, auszutauschen und Gemeinsames zu unternehmen. In Europa nahm die Frankfurterin Ellen Pfeiffer diesen Gedanken auf. 1958 veranstaltete sie das erste Treffen für Motorradfahrende Frauen. Ehemänner, Kinder durften mitgebracht werden, standen aber nicht im Mittelpunkt. Jährliche Treffen und regelmäßiger Austausch wurden beschlossen. Damit war die deutsche Sektion der Organisation Motorradfahrender Frauen (Women International Motorcyclist Association kurz WIMA genannt) gegründet. Inzwischen finden in allen Regionen Deutschlands Treffen statt. Dazu gibt es jährliche Meetings innerhalb Europas. Jeweils organisiert von den WIMA-Frauen des austragenden Landes und im 2-Jahresrythmus geht es sogar nach Übersee.

Seit langem fahren auch die Damen des AMC-Idstein zu WIMA-Veranstaltungen. Wie jetzt am zweiten Septemberwochenende nach Höxter im Weserbergland. Die gut 250 Km lange Anreise hatte frau auf über 300 Km Landstraße ausgedehnt. Anfangs durch das romantische Weiltal in den Westerwald zur Krombachtalsperre, weiter über schmale, kurvige Straßen hoch ins Rothaargebirge zur Mittagsrast an der Lahnquelle. Die kühlen, herbstlichen Temperaturen sorgten dabei für entspanntes Fahren. Danach ging es entlang der historischen Eisenstraße durchs Sauerland zum Diemelsee und weiter zur am Ufer der Weser gelegenen 700-Jahre alten Tonenburg. Hier wurde am diesem Wochenende 60 Jahre WIMA-Deutschland zelebriert. Für solche Veranstaltungen genau der richtige Platz. Besitzerin Gesine Kramer - selbst Motorradenthusiastin – betreibt dort Hotel, Restaurant und Biergarten mit speziellen Angeboten für „Ritter der Landstraße“, wie sie die Biker liebevoll nennt. Gesine half denn auch den Damen vom WIMA-Vorstand den - aus allen Teilen der Republik – angereisen Bikerinnen, ein unvergessliches Wochenende zu gestalten. Verena Reindl, derzeitige Präsidentin der WIMA-Deutschland, lies am Freitagabend nach der Begrüßung die Entwicklung der WIMA in den vergangenen 60 Jahren Revue passieren. Viele Frauen hatten dazu Bilder, gerade aus den Anfangsjahren, beigesteuert. Lustig anzusehen: Motorradkombis mit Schlaghosen u.a. modische Details. Am schönsten aber war die Wiedersehensfreude mit alten Bekannten. Was machst Du? Hast Du noch dieselbe Maschine? Wohin fuhrst Du diesen Sommer? So begannen fast alle Gespräche. Am Samstag schickte Gesine die rund 120 Weibsbilder auf eine Spaßrallye durch den Teuteburger Wald. Da mußten Windräder, Treppenstufen, Erbsen und Kurven gezählt oder Türme vermessen werden. Kulturelles Wissen wurde im Brakeler Stadtteil Bellersen gefordert. Das ehemals eigenständige Dorf hatte Anette-von Droste-Hülshoff als Vorlage zu ihrer Novelle „Judenbuche“ gedient. Den meisten Spaß aber machte das Nachstellen von Märchenszenen passend zur Modexer Warte, einem zur Befestigungsanlage der Stadt Brakel gehörenden Turm aus dem 14.Jh.. Zurück in der Tonenburg bastelten die Teilnehmerinnen aus Kinderknete neuartige Motorradmodelle, die anschließend präsentiert und gegenseitig bewertet wurden. Die abendliche Siegerehrung - profimäßig von Gesine Kramer moderiert - war, zusammen mit den Bilder des Tages eine Riesengaudi. Zum Schluß bedankte sich WIMA-Präsidentin Verena Reindl bei allen anwesenden Helferinnen aus den vergangenen Jahren, für ihr uneigennütziges Engagement. Ohne dieses könnte WIMA-Deutschland in diesem Jahr keine 60-jähriges Jubiläum feiern.
Für den Besuch, der zum Weltkulturerbe gehörenden, karolingischen Benediktiner-Abtei Corvey blieb am Sonntagmorgen noch Zeit. Danach versprachen wolkenloser Himmel und strahlende Sonne die perfekte Motorradtour nachhause.